Text des Monats

Warum junge Erwachsene in Kirche (k)eine Zukunft haben.

by Johannes Kraft


Wir befinden uns mitten in gesellschaftstransformativen Prozessen, welche auch vor kirchlichen Strukturen und Organisationen nicht halt machen. Besonders innerhalb von Kirchengemeinden ist dieser Veränderungsprozess gerade sehr spürbar. Immer mehr Menschen treten aus der Kirche aus oder gar nicht erst in diese ein, wodurch auch die Einnahmen durch die Kirchensteuern immer weiter zurückgehen. Gemeinden haben somit  immer weniger Geld zur Verfügung: „Können wir uns das Gemeindehaus noch leisten?“ „Müssen wir innerhalb der nächsten Jahre weitere Stellen abbauen?“ Diese und weitere Fragen sind in der kirchlichen Praxis aktueller denn je und finden sich auch in dem aktuellen Reformprozess der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck wieder. 

Junge Erwachsene stellen dabei eine der größten aus der Kirche austretenden Gruppen dar. Eigentlich verwunderlich, wenn man bedenkt, dass die kirchliche Jugendarbeit vielerorts floriert und sie häufig einen großen aktiven Teil der Kirchengemeinden abbilden. 
Anscheinend gelingt häufig der Übergang zwischen kirchlicher Jugendarbeit und „erwachsener Kirchengemeinde“ nicht. Die Frage ist, inwieweit junge Erwachsene in diese  Veränderungsprozesse der Kirche mit hineingenommen werden und beteiligt werden können. 
Hier setzt die Masterarbeit an, welche die Voraussetzungen für gelingenden Beteiligungsstrukturen und Einbeziehungsmöglichkeiten von jungen Erwachsenen innerhalb der Kirchengemeinden und ihren Leitungsgremien exemplarisch im Kirchenkreis Kaufungen untersucht.

In einer vorhergehenden Literaturrecherche mit folgender empirischer Untersuchung werden neun junge Erwachsene, im Alter von 18 bis 28 Jahren, aus verschiedenen Kirchengemeinden mithilfe von leitfadengestützten Interviews zu folgenden Fragen befragt:

  • Warum engagieren sich junge Erwachsene – aus ihrer Sicht - (nicht) in den Kirchengemeinden? 
  • Was muss passieren, dass junge Erwachsene – aus ihrer Sicht - in den Kirchengemeinden ernstgenommen und beteiligt werden? 
  • Welche möglichen strukturellen Änderungen für Kirche setzt diese Partizipation voraus?

Die Ergebnisse der Arbeit zeigen zum einen eine Bearbeitung der gestellten Fragestellungen auf, zum anderen werden notwendige strukturelle Änderungen benannt: Als Grundvoraussetzung der Beteiligung müssen Kirchengemeinde als „Safe Spaces“ wahrgenommen werden, welche den Teilnehmenden und Mitarbeitenden bedingungslose Annahme und Wertschätzung zukommen lässt. Die jungen Menschen wünschen sich eine kompetente Begleitung und Unterstützung von Haupt- und Ehrenamtlichen und flexible „Arbeitszeiten“, mit vorher kommuniziertem Arbeitsaufwand und geplanten Pausenzeiten. Auch müssen Entscheidungen der Leitungsgremien transparenter vermittelt und weitergehende Kontakt- und Austauschflächen geboten werden. 

Für echte Partizipation und Mitbestimmung braucht es die Wahrnehmung der jungen Erwachsenen in der gesamten Kirchengemeinde, ebenso wie die Bereitschaft, diesen auch Entscheidungen für die gesamte Kirchengemeinde zuzutrauen. Die parochiale Verortung tritt dabei häufiger in den Hintergrund und wird von überregionalen Beziehungskonstellationen abgelöst, welche die herkömmlichen Kommunikationswege der Kirchengemeinden vor neue Herausforderungen stellt. Um der aufkommenden wahrgenommenen Trennung zwischen evangelischer Jugendarbeit und Kirchengemeinde entgegenzuwirken sollen intergenerative Begegnungsorte zwischen Kirchengemeinde und Jugendarbeit ausgebaut werden, was eine enger werdende Zusammenarbeit der Hauptamtlichen der unterschiedlichen Professionen benötigt. Als kommunikative Brücke zwischen Jugendarbeit und Kirchengemeinde wurde häufig ein Jugendmandat benannt, in welchen gewählte Vertreter*innen an Sitzungen der Leitungsgremien in beratender Funktion teilnehmen können. 

Sollen die Faktoren der Mitbestimmung und die Bedürfnisse der jungen Erwachsenen wirklich ernstgenommen werden, ist eine entsprechende Änderung der Grundordnung eine Möglichkeit, um die die Einbindung von jungen Menschen in den Kirchenvorständen zu ermöglichen.
 

 

Falls Ihr Interesse geweckt ist, sind Sie eingeladen, die Thematik anhand der vorliegenden Masterarbeit zu vertiefen.

Dies ist ein Ausblick über die Masterarbeit "WARUM JUNGE ERWACHSENE IN KIRCHE (K)EINE ZUKUNFT HABEN - Eine qualitative Befragung junger Erwachsender zu kirchlichen Beteiligungsstrukturen und Einbeziehungsmöglichkeiten im Kirchenkreis Kaufungen.", wenn du die ganze Masterarbeit lesen willst, dann kannst du das hier tun.

Weitere spannende Masterarbeiten findest du hier.

Ergänzungen, Kritik und Praxisbeispiele sind herzlich willkommen!

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