Text des Monats

Diakonisches Tätigsein und religiöse Erfahrungen: Eine empirische Fallstudie mit ehrenamtlich engagierten Menschen – am Beispiel der Berliner Stadtmission

by Christian Brunner 


Die Abschlussarbeit beschäftigt sich mit dem gewandelten Verständnis von diakonischem Tätigsein und seiner religiösen Bedeutung. Die Arbeit bezieht sich dabei auf den Einfluss der Säkularisierung als einen mehrdimensionalen Prozess, der sich über Jahrhunderte entwickelt und sowohl dazu geführt hat, dass das Religiöse aus dem öffentlichen Raum verschwunden ist, als auch dazu, dass es auf anderen Wegen weiterhin existiert oder neu entsteht.  Die Beschreibungen machen deutlich: Die moderne Welt ist aus zwei Richtungen deutbar – religiös von der einen und immanent von der anderen Seite.

Entsprechend haben sich auch die Bedingungen für das Helfen verändert, das nicht mehr als allgemein religiös angenommen wird. Die Wahrnehmung hat sich heute eher ins Gegenteil verkehrt und die Frage stellt sich, warum es religiöse Motive braucht für etwas, was ohnehin selbstverständlich erscheint (Rüegger, Sigrist, 2011, S. 115-118). Deshalb knüpft diese Arbeit an eine Dissertationsschrift über die Diakonie als Ort religiöser Erfahrungen an, welche unter anderem der These nachgeht, dass das Helfen heute eine große Selbstverständlichkeit erreicht hat, wodurch das Religiöse und das Spirituelle darin individuell aufgesucht und erfahren werden muss (Braune-Krickau, 2015b, S. 6). Es zeigt sich, dass die individuelle Erfahrungsperspektive, die sich aus dem Hingeneigt-Sein zum Nächsten speist, für die Diskurse hinsichtlich des Religiösen in der sozial-diakonischen Praxis relevant und damit auch als Baustein für die diakonische Profilbildung wahrzunehmen ist.

 

Das Ziel der Arbeit ist es, den religiösen Erfahrungsgehalt in der diakonischen Praxis theoretisch wie auch empirisch an den Erfahrungen ehrenamtlich Engagierter festzustellen und zu analysieren. Damit sollen die individuellen Entdeckungszusammenhänge sichtbar gemacht und ein Raum für ein gemeinsames Aufspüren religiöser Dimensionen geschaffen werden. Durch die Beschäftigung mit der Forschungsfrage sollen spezifische Erkenntnisse geschaffen werden, die als Scharnier zwischen individueller Erfahrung und dem Verständnis und der Gestaltung diakonischer Praxis im Sinne der Gemeinwesendiakonie dienen sollen. Denn die Reflexion religiöser Erfahrungen im spezifischen Kontext sozial-diakonischer Praxis verweist auf eine Lebensperspektive, die neue Wege zur Entdeckung des Nächsten eröffnet und liefert dabei gleichermaßen die Basis für eine persönliche Lebensdeutung (Hoburg, 2008, S. 12). Dabei zielt die Arbeit nicht darauf ab, das Religiöse, als Gegensatz zum Säkularen zu sehen, sondern die Potenziale unter veränderten säkularen Bedingungen mitzudenken und die religiösen Erfahrungen individuell aufzuspüren. Dieser Weg führt dann direkt hinein in die sozialräumlichen Bezüge und pluralen Wirklichkeiten, welche die sozial-diakonische Arbeit und das Ehrenamt im Besonderen prägen.

 

Wie erleben also Ehrenamtliche heute ihr sozial-diakonisches Engagement? Welche Erfahrungen machen sie? Welche Bedeutungen hat es für sie? Wie verknüpfen sie das Thema mit ihrem Glauben? Und wie verändert sich dabei ihr Blick auf sich selbst, auf den Nächsten und auf Gott?

 

Die Ergebnisse der Arbeit sind sehr aufschlussreich. Im empirischen Teil konnte durch eine qualitative Fallstudie mit vier engagierten Ehrenamtlichen aus dem diakonischen Bereich eine Religionsaffinität empirisch festgestellt werden. Die Fallstudie hat gezeigt, dass durch die prägenden Erfahrungen, die in der diakonischen Arbeit gemacht werden, ein neuer Zugang bei den Ehrenamtlichen entstanden ist. Ein Zugang, der nicht theoretischer Natur ist, sondern durch die Begegnungen mit anderen Menschen entsteht. Dies wurde unter anderem in der Subkategorie „Kontrast zur Theorie“ sichtbar. Durch das „bidirektionale Austauschverhältnis“ wurde eine Beziehung sichtbar, in der das religiöse Potenzial der Praxis deutlich wurde. An den beiden Grunderfahrungen zeigte sich exemplarisch der religiöse Wert, der in den diakonischen Erfahrungen liegt und die Ehrenamtlichen auf individuelle Weise geprägt, angeregt und verändert hat, wovon auch ihr bisheriger Glaube beeinflusst wurde. Damit deutet sich an, dass religiöse Prozesse und theologisches Denken nicht ausschließlich bei der Verinnerlichung theoretischer Lehrsätze beginnen, sondern auch an den Orten, an denen individuelle Erfahrungen der Praxis reflektiert werden. Im Rahmen der Fallstudie konnte der erforschte sozial-diakonische Bereich als religionsaffiner Erfahrungsort mit spezifischem Charakter herausgestellt werden, der in seiner Eigentümlichkeit seinen eigenen Mehrwert hat, der aus ihm entspringt und damit bei den Ehrenamtlichen etwas lebendig werden lässt, wofür das Christentum grundsätzlich steht.

 

Dies ist ein Einblick in die Masterarbeit „Diakonisches Tätigsein und religiöse Erfahrungen: Eine empirische Fallstudie mit ehrenamtlich engagierten Menschen – am Beispiel der Berliner Stadtmission", wenn du die ganze Masterarbeit lesen willst, dann kannst du das hier tun.

 

Weitere spannende Masterarbeiten findest du hier: https://www.cvjm-hochschule.de/studium/transformationsstudien-oeffentliche-theologie-soziale-arbeit-ma/masterarbeiten#c3565

 

Ergänzungen, Kritik und Praxisbeispiele sind herzlich willkommen!

 

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